Posttraumatischer Stress:
Eine normale Reaktion auf abnorme Erlebnisse
Eine Posttraumatische Belastungsstörung (Abkürzung PTBS; englisch posttraumatic stress disorder, Abk. PTSD) ist eine psychische Erkrankung (ICD-10: F43.1).
1. Ungewolltes Wiedererleben des Traumas
Nach einem Trauma erleben Menschen oft einzelne Teile des traumatischen Erlebnisses immer wieder. Möglicherweise kommen unerwartet Bilder, Gedanken, Gefühle oder Geräusche oder es werden die gleichen körperlichen Empfindungen wahrgenommen. Manchmal ist das Wiedererleben so lebhaft, dass es so erscheint, als passiere das Erlebnis noch einmal (Flashbacks).
Weitere Symptome des Wiedererlebens sind Alpträume sowie Intrusionen. Zudem lösen häufig bestimmte Reize (sog. Trigger z.B. Geräusche, Personen, Gerüche, verschlossene Tür etc.) starke psychische Belastung, innere Anspannung, Angst und vielleicht sogar körperliche Reaktionen (z.B. Herzrasen, Schmerzen, Atemnot etc.) aus.
Dieses Wiedererleben ist ein Zeichen davon, dass das traumatische Erlebnis im Gedächtnis in unverarbeiteter, ungeordneter Form gespeichert ist - anders als andere Erinnerungen. Aus diesem Grund werden die traumatischen Erlebnisse besonders leicht aus dem Gedächtnis abgerufen und in "Rohform" wiedererlebt, so als wenn alles noch einmal passieren würde, statt als Erlebnis der Vergangenheit. Gleichzeitig ist die Erinnerung an das Trauma oft nur bruchstückhaft, manchmal können Teile davon gar nicht erinnert werden.
2. Körperliche Übererregung
Eine häufige Reaktion auf traumatische Erlebnisse ist eine anhaltende körperliche Erregung mit Nervosität, Unruhe, Zittern, Reizbarkeit, Schreckhaftigkeit erhöhter Wachsamkeit ("ständig auf dem Sprung sein").
Häufig führt diese körperliche Übererregung zu teils massiven Schlafstörungen und Konzentrationsstörungen.
Diese Symptome werden durch das Gefühl des ständigen Gefahr bzw. Bedrohung verursacht. Bei Bedrohung oder Gefahr reagiert der Mensch auf unterschiedliche
Weise: mit körperliche Erstarrung (Totstellreflex), Flucht oder Kampf. Diese Reaktionen sind im Fall tatsächlicher Gefahr notwendig und teils
Überlebensnotwendig.
Nach einem traumatischen Erlebnis ist es möglich das der Körper immer noch ständig in Alarmbereitschaft bleibt, obwohl das tatsächlich gar nicht mehr notwendig ist (da die reale Gefahr ja vorbei ist).
Das Trauma war jedoch ein solche traumatisches Erlebnis, dass bei diesem Erlebnis sofort eine Angstreaktion erlernt wurde, die auch später immer wieder durch Trigger aktiviert wird.
3. Vermeidung und übertriebenes "Sicherheitsverhalten"
Viele Betroffene versuchen das Erlebte zu verdrängen, d.h zu versuchen nicht an das Trauma zu denken oder darüber zu sprechen sowie alles zu vermeiden was an das Trauma erinnern könnte (z.B. Orte, Personen etc.). Vermeidung ist ein Weg, um sich kurzfristig vor Dingen zu schützen, die Gefährlich erscheinen oder belastend sind. Auf Dauer ist Vermeidung jedoch nicht die beste Strategie das Trauma zu überwinden. Einerseits kann man den eigenen Erinnerungen sowie den eigenen Gefühlen und Gedanken nicht ausweichen. Sie kehren immer wieder zurück. Andererseits wird genau dadurch auch die Angst und das Gefühl der Gefahr weiter aufrechterhalten. Dann befindet man sich in einem Teufelskreis, der sich von alleine nicht wieder auflöst.
4. Gefühlstaubheit
Manche Betroffene fühlen sich unwirklich, wie betäubt oder losgelöst von der Umgebung, wenn sie an traumatische Erlebnisse erinnert werden oder können nur noch ein eingeschränktes Gefühlsspektrum wahrnehmen.
Andere betäuben ihre Gefühle mit Medikamenten, Alkohol oder Drogen um nicht von den eigenen Gefühlen überwältigt zu werden.
Eine weitere typische Reaktion auf ein traumatisches Erlebnis sind Niedergeschlagenheit, Traurigkeit oder Depressionen. Damit einher geht oft auch ein Verlust von Interessen. Das Leben scheint nicht mehr lebenswert; Zukunftspläne nicht mehr wichtig, nicht mehr sinnvoll; Hoffungslosigkeit sowie Hilflosigkeit.
5. Scham- und Schuldgefühle
Opfer traumatischer Erlebnisse leiden häufig unter Selbstvorwürfen, Scham- und Schuldgefühlen (und das in den meisten Fällen, wenn objektiv über keine "Schuld" besteht). Sie machen sich Vorwürfe, bestimmte Dinge getan oder gelassen zu haben, fragen sich, wie sie den Verlauf der Dinge hätten beeinflussen können oder dass sie anders hätten reagieren sollen.
Viele machen sich auch lange Zeit nach einem traumatischen Erlebnis Vorwürfe, über das Erlebnis immer noch nicht hinweggekommen zu sein und empfinden sich als unnormal und unzulänglich.
6. Weitere verbreitete Reaktionen:
Typisch ist auch ein veränderter Bezug zu sich selbst oder zur eigenen Vergangenheit, der sich in einem Pendeln zwischen verleugnen und sich völlig ausliefern äußert.
verleugnen....
.... und sich völlig ausliefern